Veröffentlichung:
"Gedanken zum Thema Verletzungen"
12. April 2023 ¦ Veröffentlichungen
Von den meisten Menschen, die sich eine Verletzung zugezogen haben, wird man als erste Reaktion oftmals Sätze wie «Das hat mir gerade noch gefehlt!»
oder «Wie konnte das denn passieren?» zu hören bekommen. Und während das Umfeld Kommentare wie «Was für ein Pechvogel!», «Oh, die Arme!» oder
«Das ist jetzt aber ein ganz schlechtes Timing!» von sich gibt, werden sich sowohl die Betroffenen als auch die Angehörigen mit den tröstlichen Worten
wie «Da hast du aber nochmal Glück gehabt!» oder «Es hätte noch schlimmer kommen können!» schliesslich notgedrungen in die neue Situation fügen.
Ist die akute Schmerzphase vorüber und sind alle organisatorischen Fragen im Umfeld geklärt, begibt sich der Verletzte auf seinen weiteren Heilungsprozess.
Je nach Charakter der Person und je nach Ausmass der Auswirkungen auf die kommenden Wochen oder sogar in schwereren Fällen auf das
gesamte weitere Leben, wird der Verletzte verschiedene emotionale Phasen durchlaufen, die von Wut über sich selber oder über einen anderen Unfallverursacher,
über Zukunftsängste wie es weitergehen soll, über Verzweiflung infolge von chronischen Folgeschmerzen bis hin zu Depressionen gehen, die seine
Lebensqualität massiv beeinträchtigen können. Die hierbei allzu verständliche Frage «Warum ich?» wird dem Betroffenen jedoch keine wirklich vernünftige
und nachvollziehbare Antwort bescheren, sondern ihn in einer Dauerschleife von Selbstmitleid und Stagnation verharren lassen, die seiner Genesung auf
allen Ebenen im Wege steht. Vielmehr sollte er auf seine Lebensumstände und persönlichen Hintergründe blicken, die zu dieser Verletzung oder
zu diesem Unfall geführt haben. In den meisten Fällen wird der Auslöser die Unachtsamkeit der Person selbst oder des Unfallverursachers bzw. der Unfallbeteiligten
sein. Wer sich die wertvolle Zeit zur Innenschau und Reflexion nimmt, wird letztendlich auf die wirklich sinnhafte Frage kommen, nämlich auf
das «Wozu ist mir das passiert?», auf die man nach einem innerlich durchlebten Reifeprozess eine wirklich nützliche Antwort erhalten kann und die dem weiteren
Leben einen tieferen Sinn, vielleicht zum ersten Mal überhaupt einen Sinn oder sogar den wahren Lebenssinn jedem Einzelnen eröffnen kann. Das Schlüsselwort hierzu ist die Achtsamkeit,
die schon seit Tausenden von Jahren in vielen Kulturen gelebt wurde und die heutzutage auch in unserer westlichen Kultur dankenswerterweise immer mehr die Beachtung erfährt, die sie verdient.
Schliesslich trägt sie dazu bei, dass wir bewusster auf uns und unser Umfeld achten und angemessener auf Situationen reagieren lernen können, die unser inneres Gleichgewicht stören.
Hierzu hat uns Dr. Mohinder Singh Jus in seinem Buch «Die Reise einer Krankheit » am Ende des Kapitels «Gesundheit, Krankheit und Heilung» die folgende wertvolle Zusammenfassung
hinterlassen, die sowohl auf jegliche Art von Erkrankung als eben auch auf Verletzungen angewandt werden kann:
«1. Krankheit ist nicht getrennt vom Leben als Ganzes. Sie kommt nicht von aussen, sondern nimmt ihren Beginn im Innersten des Menschen. Krankheit ist eine Ebene, sie ist das Gegenstück zur Gesundheit.»
In Bezug auf Verletzungen bedeutet dies, dass der Betroffene nicht einfach
nur mal Pech gehabt hat und momentan unachtsam gewesen war, sondern dass er bereits eine innere Bereitschaft für eine Verletzung in sich getragen hatte. Dabei spielt es keine Rolle, ob
es sich um einen Extremsportler, eine Büroangestellte oder ein Schulkind handelt. Die vorausgegangenen Lebensumstände, die persönliche Vorgeschichte und natürlich auch die konstitutionelle
Verfassung haben bereits den Grundstein für eine mögliche Verletzung gelegt bevor sie überhaupt auftrat.
Hier können Sie den ganzen Artikel im pdf Format lesen
Erschienen: Similia - Zeitschrift für Klassische Homöopathie, Nr. 224,
Homöosana Verlag, CH-Zug